Ein interessiertes Publikum folgte der Einladung zur Diskussion „Soziale Sicherungssysteme – wer soll das bezahlen?“ mit SPD-Bundestagskandidat Enrico Corongiu. Gleich zu Beginn stellte die Ortsvorsitzende Martina Scales klar, dass sich nicht die Frage stellt, ob wir uns unser soziales Sicherungssystem leisten können, sondern wie es gerecht finanziert wird. Aus ihrer Arbeit in einem Bewerbungszentrum weiß sie, wieviele Menschen trotz Arbeit mehr Unterstützung brauchen. „Wollen wir Bedingungen fördern, dass Menschen mit Ihrer Arbeit eine gute Rente erwirtschaften oder wollen wir mit einer zunehmenden Zahl von Sozialhilfeempfängern abfinden?“
Enrico Corongiu stellte das SPD-Programm vor und betonte: „Wer behauptet“, die großen Parteien wären sich in ihren Wahlaussagen ähnlich, „schaut nicht genau genug hin. Die SPD hat ein Regierungsprogramm vorgelegt, dass klare Zielvorstellungen in den Bereichen soziale Gerechtigkeit, Rente, Bildung, Arbeit und Sicherheit vorlegt und sagt, wie sie finanziert werden sollen.“
Besonders das Thema Rente hat weitreichende Auswirkungen auf die kommenden Generationen. Dass sich Angela Merkel und die CDU/CSU davor drücken, hier ein Konzept vorzulegen, sei unverantwortlich. Die bisherigen Verlautbarungen „Absenkung auf 42%, höhere Beiträge und Rentenalter 70 oder höher“ gehen, so Corongiu, voll zu Lasten der jungen Generation. Das treibe einen Keil zwischen die Generationen.
Die SPD hat dagegen ein durchfinanziertes Konzept für einen neuen Generationenvertrag: das Rentenniveau bleibt stabil auf 48%, die Beiträge sollen paritätisch gezahlt werden und maximal 22% betragen, das Rentenalter wird nicht über 67 angehoben und nach Berufsbiografien flexibel geregelt. „Es geht nicht an, dass ein Arbeiter oder Handwerker, der seit seinem 15. Lebensjahr in die Rentenkasse einzahlt, Abschläge in Kauf nehmen muss, wenn er mit 63 Jahren nicht mehr arbeiten kann.“
Hier werden die großen Unterschiede in den Steuerkonzepten deutlich. Auch wenn beide Parteien 15 Milliarden Euro Entlastung versprechen, sind sie erheblich. Eine Entlastung in der Einkommensteuer, wie von der CDU geplant, wird nicht nur die Kommunen schwächen, deren Haupteinnahmequelle die Einkommensteuerzuweisung ist, sondern auch die niedrigen und mittleren Einkommen nicht entlasten. Hingegen wirkt sich eine Senkung der Sozialabgaben, wie von der SPD geplant, deutlich stärker auf den Nettolohn aus. Hinzu kommen die kostenfreie Kinderbetreuung und die einkommensabhängige Erhöhung des Kindergeldes, die besonders Niedrigverdiener und Familien unterstützen.
Der Steuersatz von 42 % soll erst ab 60.000 Euro gelten (bisher 54.000), und steigt dann linear progressiv bis auf 45% bei 76.000 Euro an. Bei einem Einkommen von 250.000 Euro sollen weitere 3 % hinzukommen. Alle Zahlen gelten für Singles, bei Paaren sind die Grenzen jeweils doppelt so hoch. Die Anwesenden waren sich einig, dass sie bei diesem Einkommen gerne die zusätzlichen 3% in die Gemeinschaft einzahlen würden.
In der lebhaften Diskussion wurde die Unterstützung für eine solidarische Finanzierung sowohl der Rentenversicherung als auch der Kranken- und Pflegeversicherung deutlich. Wenn alle einzahlen, können die Beiträge sinken und die Leistungen gleichbleiben. „Wir brauchen eine Abkehr von der Zwei-Klassen-Medizin. Unsere medizinische Versorgung muss allen Menschen gleichermaßen zur Verfügung stehen“ bekräftigt Corongiu, der das in seinem Beruf im Rettungsdienst aus erster Hand erlebt. Er kennt sich in Fragen sozialer Absicherung aus, bringt seine besondere berufliche Erfahrung voll ein und als junger Familienvater (er ist 38 Jahre alt) vertritt er die Interessen von Kindern und Jugendlichen.
Auf die Frage nach Koalitionspartnern macht Corongiu deutlich, dass mit jedem gesprochen werden kann, mit dessen Werten und Inhalten eine Schnittmenge besteht. Bei der AFD sieht er das nicht gegeben. Denn für Corongiu steht gegenseitige Wertschätzung an oberster Stelle. Martina Scales betonte in ihrem Schlußwort: „Wir stellen die Weichen für eine Politik, die unseren Kindern und Enkeln Perspektiven bietet. Enrico ist dafür eine hervorragende Wahl als Bundestagsabgeordneter für das bayerische Oberland bei der Wahl im kommenden September.“